Digitale Mobilität: Der Abschied von der klassischen Mautstation 

Digitale Mobilität: Der Abschied von der klassischen Mautstation 

Die Art und Weise, wie Menschen reisen, hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Noch vor 10 Jahren wurden Straßennutzungsgebühren weitestgehend an physischen Mautstationen oder Tankstellen bezahlt, doch mittlerweile setzt sich ein neues Modell durch: die elektronische Maut (E-Maut). In einigen europäischen Ländern – beispielsweise der Slowakei – hat dieses Mautsystem haptische Sticker vollständig abgelöst.

Warum ist der Wechsel zur digitalen Maut unausweichlich?

Der Umstieg zur elektronischen Maut ist keinesfalls nur ein Trend, sondern die Reaktion auf ein stark verändertes Mobilitätsverhalten und neue technische Möglichkeiten. Hierdurch gibt es kein Anstehen mehr an Mautstationen, keinen Stau und auch keinen nervigen Sticker auf der Scheibe. Stattdessen erfolgt die Kontrolle der Streckenabgabe über eine Kamera und den Abgleich des Kennzeichens.

Auch für die Betreiberseite bietet der Umstieg nur Vorteile. Verwaltungsaufwand und Materialkosten sinken, Verstöße können durch Kameras automatisiert und zuverlässig erkannt werden. Die Slowakei beispielsweise setzt nun schon seit einigen Jahren auf die digitale Vignette. Besucher können vor Reiseantritt bequem online die Maut entrichten und müssen sich am Grenzübergang um nichts mehr kümmern.

Ziel: Einheitliches Mautsystem für Europa

Bereits mehrfach wurde innerhalb der Europäischen Union davon gesprochen, sich die Interoperabilität als Ziel zu setzen. Das bedeutet, dass nationale Mautsysteme miteinander verknüpft werden könnten. Bisher waren die Länder davon weit entfernt, denn es gab eigene Plattformen, Regelwerke und Kontrollsysteme, die sich grundlegend voneinander unterschieden. Digitale Vignetten dagegen könnten einfacher verbunden werden, beispielsweise über EU-Plattformen oder internationale Anbieter.

Auch interessant: Einen Ansatz in diese Richtung gibt es bereits bei Initiativen wie dem EETS (European Electronic Toll Service), der eine langfristige europaweite Harmonisierung von Mautsystemen anstrebt. Das Ziel soll es sein, nur einmal zu zahlen, aber sich dann innerhalb der EU frei bewegen zu können.

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Datenschutz und Technik als mögliche Herausforderungen

Die technische Basis für alle Mautsysteme ist ausgeklügelt und muss zuverlässig funktionieren. Allen voran stehen Kameras zur Kennzeichenerkennung, die alle vorbeifahrenden Fahrzeuge erfassen. Durch eine direkte Verbindung zum Online-Buchungsportal wird dann abgeglichen, ob der entsprechende Fahrer seine Maut begleichen hat. Andernfalls kann der Verstoß direkt digital an die Ordnungsbehörden weitergegeben werden.

Bei Mautsystemen spielt deshalb der Datenschutz eine zentrale Rolle, besonders in Zukunft für Deutschland. Die meisten Programme setzen auf kurze Speicherzeiten, eine anonyme Auswertung und die strikte Trennung von Verkehrs- und Zugangsdaten. Dennoch bleibt die Transparenz bei der Speicherung entscheidend, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.

Welche Änderungen kommen jetzt auf Reisende zu?

Wenn Sie mit dem Auto verreisen möchten, dann bedeuten die neuen Mautsysteme für Sie in erster Linie eine deutliche Vereinfachung. Sie können vor Fahrtantritt bequem eine Vignette kaufen und müssen an der Grenze dann nicht mehr mit Wartezeiten rechnen. Zudem klebt kein lästiger Sticker mehr auf Ihrer Windschutzscheibe, den Sie mühselig abkratzen müssen.

Langfristig ist damit zu rechnen, dass Mautstationen – sofern noch vorhanden – zurückgebaut werden. In immer mehr Ländern ist die digitale Vignette bereits verpflichtend und keine freiwillige Alternative mehr. Die Ausnahme bilden Länder, die abweichende Mautsysteme nutzen.

Beispiel: In Italien wird die Maut für ausländische Fahrzeuge anhand der zurückgelegten Wegstrecke berechnet, eine Tages- oder Jahresvignette gibt es hier also nicht. Hier ist also auch in den nächsten Jahren nicht damit zu rechnen, dass sich an dem bestehenden System wesentlich etwas ändert.

Was hindert Deutschland an der Einführung einer Maut für PKW?

Diese Frage beschäftigt die Politik und Gesellschaft in Deutschland bereits seit einigen Jahren. Im Jahr 2019 wurde eine entsprechende Regelung vom Europäischen Gerichtshof gestoppt, da sie ausländische Fahrer benachteiligt hätte. Der Gesetzentwurf sah vor, dass einheimische Personen keine Maut entrichten müssen, sondern nur Fahrzeuge aus anderen Ländern. Weitere Gründe sind ein hoher bürokratischer Aufwand, rechtliche Hürden auf EU-Ebene und im Vergleich zu den anfallenden Kosten niedrige Einnahmen.

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Aber: Viele Experten gehen davon aus, dass die Maut in den nächsten Jahren wieder zu einem Thema in Deutschland wird. Gerade deshalb, da zunehmend das Geld für die Instandhaltung und Modernisierung von Autobahnen fehlt.